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Künstler: Schandmaul

Album: Mit Leib und Seele

Erscheinungsjahr: 2006

Anspieltipp: Die Tür in mir

Autor: Tobias

Glaubt man dem den Schandmäulern höchst selbst, so bekommt es der geneigte Hörer auf dem vor wenigen Tagen erschienenen neusten Streich der Mittelalterrocker mit dem „enthusiastischstem, sensibelsten und tiefgängigstem“ Release der erst knapp 8-jährigen Bandgeschichte zu tun.

Dass man sich die Messlatte mit einer solchen Aussage angesichts solch illusterer Werke der vergangen Tage wie „Narrenkönig“ (2003) und „Wie Pech und Schwefel“ (2004) selbst sehr hoch setzt, dürfte dem Sextett sehr wohl bewusst gewesen sein, nicht umsonst entschied man sich im Erstellungsprozess der Scheibe zu etwaigen Neuerungen, die den Klängen der Band neuen kreativen Schwung verleihen sollten. So bezogen Schandmaul eigens zum Schreiben und Arrangieren der Stücke Quartier auf der Runenburg in Thüringen und zur Produktion entschied man sich erstmals dazu, das „House of Audio-Studios“ in Karlsdorf aufzusuchen. Glaubt man nun der Kapelle, entpuppten sich diese Innovationen als voller Erfolg, sprudelten doch nach eigener Aussage die Ideen nur so aus den Künstlern heraus. Im Vorfeld beschlich den erwartungsschwangeren Hörer also tatsächlich der Eindruck, Schandmaul könnten Wort halten. Der etwas irritierte Rezensent dieser Platte jedoch stellt sich angesichts der Veröffentlichungsflut von Schandmaul-CDs in den letzten Jahren (Studioalben im Jahrestakt, Live-CDs, Schandmaul & Orchester, etc.) die bescheidene Frage, ob er bereits anno 2006 ein erneutes von Herzblut triefendes Meisterwerk seiner Lieblingsfolkrocker erwarten durfte. Und tatsächlich sollten sich nach zahlreichen Durchläufen etwaige Zweifel an der Qualität des mit gut 68 Minuten und insgesamt 17 Stücken recht üppig ausgestatteten Silberlings nahezu uneingeschränkt bestätigen, denn „Mit Leib und Seele“ bietet mitunter zwar auch den Eingangs erwähnten Enthusiasmus, vor allem aber eines: Licht und Schatten.

Zunächst gilt es festzustellen, dass die, die Band so auszeichnenden, mittelalterlichen Spielereien mit Dudelsack und Drehleier keineswegs mehr den zentralen Punkt des Sounds der Münchener darstellen. Vielmehr bilden diese Stilmittel heuer “nurnoch“ eine weitere Facette des Sounds, der sich anno 2006 mitunter eher rifforientiert und auch textlich modifiziert zeigt. Schandmaul präsentieren sich auf „Mit Leib und Seele“ insgesamt erwachsener und nicht mehr verspielt, wirken mehr ernstlich denn leichtlebig. Sicherlich könnte der Kritiker nun meinen, Schandmaul seien einfach nur reifer geworden und haben diesbezüglich dem Mittelalterkitsch den Rücken zugewandt, jedoch bleibt der bittere Beigeschmack, dass „Mit Leib und Seele“ nicht so recht in das Bild von Schandmaul passen möchte, welches sich der Anhänger der Band durch die letzten Alben aufgebaut hatte. Aber sei es drum,   denn…

…das eigentliche Problem des hier betrachteten Silberlings stellt nämlich keineswegs die erwachsenere Ausrichtung dar: Beispielsweise zeigen Schandmaul mit „Die Tür in mir“ und „Der Untote“ (thematisch hoch interessante und musikalisch diesbezüglich einwandfrei intonierte Nummern), sowie „Das Spiel“ (absolutes Riffmonster), dass man auch mit einem solchen abgeänderten Ansatz absolut hervorragende Stücke komponieren kann, die den alten Klassikern eigentlich in gar nichts nachstehen. Prekär wird es jedoch immer dann, wenn die Münchener ihrem eigenen Qualitätsstandard nicht mehr genügen können. Paradebeispiel für einen solchen qualitativen Abfall (welch Wortspiel!) stellt der an fünfter Stelle platzierte „Feuertanz“ dar, der im Refrain einzig durch lyrische und musikalische Belanglosigkeit glänzt. Auch der immense Balladenanteil der Platte weiß nur bedingt zu gefallen, so fallen das langweilige „Dunkle Stunde“ und der, als vierter Song des Albums völlig deplaziert wirkende „Abschied“ eindeutig durch den Gütetest. Hingegen reichen die Schandmäuler mit „Zauber der Nacht“ locker an so glanzvolle Balladen wie „Dein Anblick“ und „Kalte Spuren“ ran. Der Schandmaul-Fan der ersten Stunde freuen sich darüber hinaus über zwei absolut hörenswerte Instrumentalstücke („Das Mädchen und der Tod“ und „Käptn Coma“), eine wahrhaft gelungene Live-Granate („Mitgift“), und mit „Lichtblick“, „Wolkenberge“ und „Großes Wasser“ auch über drei einwandfreie Nummern, die ebenso auch dem „Narrenkönig“ mehr als hervorragend zu Gesicht gestanden hätten und vor allem aber dazu führen, dass sich auch trotz des eindeutig schwächsten Outputs der Münchener nicht nur alle Fans, sondern auch der Rezensent dieser Platte, mit „Mit Leib und Seele“ insgesamt noch sehr versöhnlich zeigen können.

 

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